Eine aktuelle Studie1 bestätigt die strategische Bedeutung von geistigem Eigentum für Investoren und Start-ups. Die neu erschienene Veröffentlichung des Europäischen Patentamtes (EPO) und Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigt, dass die Anmeldung von Patenten und Markenrechten für Start-ups mit einer erheblich höheren Wahrscheinlichkeit verbunden ist, Venture-Capital-Finanzierungen zu sichern. Risikokapitalgeber profitieren ebenfalls erheblich, denn laut der Studie, die auf Daten der europäischen Gründungsaktivitäten der letzten 20 Jahre beruht, ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Exit doppelt so hoch, wenn das Start-up Patente oder Marken angemeldet hat.
Im Start-up-Bereich ist jede Investition eine Wette auf die Zukunft. Investieren Private-Equity-Unternehmen in Start-ups, sind neben den finanziellen Faktoren auch nicht-monetäre Aspekte bei der Bewertung einer Anlageentscheidung von Bedeutung. Die von den Investoren angesetzten Kriterien sind in der Regel wirtschaftlicher, technischer, sozialer oder rechtlicher Natur, können aber auch strategischen Überlegungen entspringen.
Anmeldungen und Erteilungen von Patenten, Marken und anderen IP-Rechten ermöglichen Investoren eine Evaluation der bisher erreichten Leistungen und eine Einschätzung der zukünftigen Erfolgsaussichten. Durch die patentrechtliche und betriebswirtschaftliche Bewertung der angemeldeten oder vorhandenen IP können wichtige Erkenntnisse zu Wert und Qualität der zugrundeliegenden Technologie, Nutzungsmöglichkeiten und Marktpotenzialen erlangt werden. Ein strategisch aufgebautes IP-Portfolio kann die Erfolgsprognose eines Investments und damit die Rentabilität der Risikokapitalfinanzierung erhöhen. Im Falle eines Scheiterns des Start-ups stellen Patente, Designs oder Marken einen bleibenden Unternehmenswert dar, der verkauft oder anderweitig monetarisiert werden kann.
Vorteile für Start-ups
Die Anmeldung von Patenten und Markenrechten in der Anfangsphase ist ein entscheidender Schritt, um Investitionen von Risikokapitalgebern anzuziehen.
In der Seed- oder frühen Wachstumsphase haben Start-ups, die Marken angemeldet haben, eine 4,3-fach höhere Finanzierungswahrscheinlichkeit; Start-ups mit Patenten sogar eine 6,4-fach höhere Finanzierungswahrscheinlichkeit. Die in der Studie untersuchten Start-ups, die sowohl Marken als auch Patente angemeldet haben, haben sogar eine 10,2-fach höhere Chance, in der Seed- und Early-Stage-Phase finanziert zu werden. Sie konnten sich darüber hinaus höhere Gründungsfinanzierungen sichern. Die Einreichung von europäischen Patent- und Markenanmeldungen ist mit einer noch höheren Wahrscheinlichkeit einer anschließenden VC-Finanzierung verbunden.
Besonders häufig wird in den frühen Phasen dabei in Start-ups aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Biotech, Datenanalyse, Navigationsdienste sowie Finanzen investiert. Die Biotechnologie ist der Sektor, der in den nachfolgenden Finanzierungsrunden am erfolgreichsten ist. Mehr als 3 % werden dort in der Spätphase finanziert.
Ebenfalls führend ist der Biotechnologiesektor in der Anmeldung eingetragener Rechte an geistigem Eigentum. Fast die Hälfte der jungen Unternehmen aus dem Biotech-Bereich hat Patente oder Marken angemeldet. Es ist nicht überraschend, dass Patente überwiegend in technologischen und wissenschaftlichen Bereichen genutzt werden. Wer viel Zeit und Ressourcen in die Entwicklung ausgefeilter Technologien investiert und sein Geschäftsmodell darauf aufbauen möchte, ist gut beraten, diese Entwicklungen durch IP-Rechte zu schützen und so die eigene, exklusive Verwertung am Markt sicherzustellen. In der Finanzwirtschaft, Softwarebranche oder dem Food-Bereich werden dagegen hauptsächlich Marken genutzt. Dabei bieten auch in diesen Sektoren andere Schutzrechte Möglichkeiten, die eigene Marktposition zu verbessern und zu verteidigen. Ein interessantes Beispiel dafür die strategische Nutzung von Patenten in der Lebensmittelbranche können Sie in unserem Beitrag zum Patentschutz für das Eis am Stiel nachlesen.
Der Anteil der Start-ups, die Rechte an geistigem Eigentum besitzen, steigt mit ihrer Weiterentwicklung. Während in der Seed-Runde nur 28 % eine Marke und 10 % ein Patent angemeldet haben, sind es in der Early-Stage-Phase bereits 53 % bzw. 28 %. Von den Start-ups, die eine Spätphasenfinanzierung erreichen, haben 72 % eine Marke und 44 % ein Patent angemeldet. Die meisten dieser erfolgreichen Start-ups nutzen dabei europäische Patente (92 %).
Der Besitz von europäischen Patenten und EU-Markenrechten verschafft Start-ups noch bessere Chancen auf Investitionen im Vergleich zu nationalen Schutzrechten. Aber egal ob national oder auf europäischer Ebene: Je früher ihr geistiges Eigentum absichern, desto besser. Die Start-ups, die eine Seed-Finanzierung erhalten haben, bekamen höhere Beträge, wenn sie vor der Finanzierungsrunde eine Marke oder ein Patent angemeldet hatten.
Fazit
Die Erkenntnisse der Studie zeigen eindrucksvoll, dass geistiges Eigentum eine Schlüsselrolle in der Welt der Start-ups spielt. Die Anmeldung von Patenten und Marken für Start-ups nicht nur ein juristischer Schritt ist, sondern ein strategischer Schachzug, der die Tür zur Finanzierung und zum langfristigen Erfolg öffnen kann.
- Geistiges Eigentum dient nicht nur als Schutzfaktor, sondern auch als Innovationskatalysator, der den Wissenstransfer fördert und die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle vorantreibt.
- Start-Ups, die in ihren Anfangsphasen Patente und Markenrechte beantragen, haben eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit, Kapital von Risikokapitalgebern anzuziehen und somit ihren Wachstumspfad zu beschleunigen.
- Investoren profitieren ebenfalls erheblich, wenn Start-ups über Patent- und bzw. oder Markenrechte verfügen, da dies die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Ausstiegs deutlich erhöht.
Ganz gleich, ob Sie ein aufstrebendes Start-up sind oder ein Investor auf der Suche nach vielversprechenden Gelegenheiten – die richtige Strategie für geistiges Eigentum kann den entscheidenden Unterschied ausmachen. Unser erfahrenes Team steht Ihnen zur Verfügung, um Sie bei der Gestaltung und Umsetzung einer zielführenden Anmelde- und IP-Strategie zu unterstützen.
